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Tierschutz auf Kreta - ein Erfahrungsbericht

 

Tierschutz auf Kreta - Was verbindet man als Tourist oder Tierliebhaber damit?

In meiner Vorstellung war es, kranken und / oder verletzten Tieren wird geholfen.
Aber ist das alles? Was ist vor Ort eigentlich los? Was tun die Tierschützer den ganzen Tag? Reicht es kranke Tiere von der Straße zu holen? Was passiert mit den aufgesammelten Tieren? Wer finanziert das Ganze? Wo werden die Tiere untergebracht?
Das sind alles Fragen die ich mir zu Beginn gestellt habe.
Nach den zwölf Aufenthalten auf Kreta und vielen Tagen, an denen wir vor Ort geholfen haben, denke ich, diese Fragen beantworten zu können.

Wir fangen aber von vorn an:

Wenn man auf Kreta ist, kommt man um ein Thema nicht herum und es ist egal, ob man im Hotel ist oder ein Ferienhaus oder Appartment bewohnt: Man kommt zwangsläufig in Kontakt mit Katzen.
In den meisten Hotels werden die Katzen von den Touristen in der Sasion versorgt oder es gibt einige Hotels die die sogenannten Cats Cafés haben. Dort steht den Katzen Trockenfutter und Wasser zur Verfügung. Manche Touristen lassen Spenden in Form von Futter da oder schauen selbst in ihrem Aufenthalt nach den Tieren.
Als Besucher denkt man sich: Klasse, die Tiere werden versorgt.

Aber reicht füttern allein aus?

Die Antwort muss ganz klar heißen: Nein, auch diese Tiere müssen kastriert, tierärztlich versorgt werden und in den Wintermonaten, wenn die Hotels geschlossen haben, weiter gefüttert werden. Aber wer kümmert sich darum?
Und genau hier fängt die Arbeit der Tierschützer vor Ort an.
An erster Stelle steht ganz klar die Kastration von den Tieren, damit diese sich nicht unkrontroliert vermehren und um den Tieren den Stress der ewigen Partnersuche zu nehmen.

Aber wie läuft eine Kastration und Fangaktion eigentlich ab?

Man sieht eine unkastrierte Katze / Kater (zu erkennen ohne den typischen Dreieckschnitt im Ohr). Wir haben mittlerweile immer eine Falle + Box im Auto.
Aber wenn man dies nicht hat, heißt es sich so eine zu besorgen. Dann stellt man die Fangbox auf mit leckeren Sachen (meistens Fisch oder ähnliches was besonders gut riecht). Jetzt heißt es warten, warten und nochmal warten. Besonders spannend ist es, wenn nur noch eine unkrastierte Katzen in der Gegend ist und man aufpassen muss, dass die anderen Katzen nicht in die Falle gehen. Das ganze klappt mal besser oder eben auch gar nicht. Hier gehen gut und gerne mal 1-2 Studen am Tag drauf.
Wenn die Katze in der Falle ist, heißt es, diese noch in die Transportbox umzusetzen. Dieser Vorgang ist besonders nervenaufreibend, da die Katze dort auch gut wieder abhauen kann.
Im besten Fall sitzt die Katze jetzt in der richtigen Box. Diese wird mit einem Tuch abgedeckt damit das Tier weniger Stress hat. Jetzt muss man zum Tierarzt fahren. Dort gibt man das Tier ab und in der Regel kann man dieses nach 1 1/2 – 2 Stunden wieder abholen. Heißt aber auch, es lohnt sich in den meisten Fällen nicht, weiter zu fahren, sondern es ist besser zu warten um das Tier dann wieder mitzunehmen.
Wir haben dann in der Zeit einen Kaffee getrunken und sind in der Stadt unterwegs gewesen. Allerdings immer auf Abruf. Wenn das Tier fertig ist, ist es noch von der Narkose benebelt, also kann es noch nicht frei gelassen werden. Um dem Tier so wenig Stress wie möglich zu verursachen, bleiben diese für die nächste Nacht abgedeckt in der Box an einem ruhigen Ort. Wir hatten diese Tiere dann entweder in einem Zimmer unseres Appartments oder, bei dem letzten Besuch konnte das Tier im Keller der Besitzerin, stehen. Am nächsten Morgen wird dann das Tier zurück an dem Ort gebracht, an dem es eingefangen worden ist.
Ein halber Tag + Sprit geht also für so ein Unterfangen drauf. Und hier sprechen wir nur von einem Tier.

Die Tierschützer vor Ort haben mehrmals im Jahr sogenannte Kastrationsaktionen, an denen sich viele Tierschützer vor Ort zusammen tun, fangen, wegbringen, abholen und und und….
Sowas wusste ich z.B. gar nicht. Super spannend, sowas mal mitzumachen oder selbst ein Tier zu fangen.
Die Tierschützer können bei diesen Aktionen jede helfende Hand gebrauchen, da an einem Tag bis zu 50 Katzen kastriert werden könnten.
Für diese Aktionen benötigen die Helfer auch dringend Spendengelder damit die Autos betankt werden können und damit Equipment besorgt werden kann!!

Was gehört denn noch zu den Aufgaben der Tierschützer vor Ort?

Eine weitere Aufgabe besteht darin, ihre jeweiligen Fütterungsrunden abzuarbeiten.
Dies bedeutet einmal am Tag eine bestimmte Route abzufahren und dort, an bestimmten Stellen, Futter und Wasser bereit zustellen. Dort kommen in der Regel jeden Tag die gleichen Katzen. Da die Tierschützer ihre Tiere besonders gut kennen und diese auch schon teils über mehrere Jahre füttern, sehen die Tierschützer sofort, wenn ein Tier verletzt ist und können direkt mit der tierärztlichen Versorgung beginnen. Diese Arbeit ist ebenso wichtig, wie die zuvor aufgeführte Kastrationsarbeit.
Hier benötigt man Spenden für Futter + Sprit!

Viele Tierschützer nehmen zudem auch verletzte Tiere auf, um diese dann besser versorgen zu können. Dies nimmt ebenfalls sehr viel Zeit in Anspruch. Die Tiere wollen gefüttert werden, man muss das Katzenklo sauber machen, die Decken und/oder Handtücher waschen und dann kommt noch die Versorgung der Wunden oder die Gabe der Medikamente hinzu.

Sobald die Kittensaison startet, sind alle weniger entspannt. Es kommen fast täglich Anrufe rein oder die Helfer finden verwaiste Kitten selber.
Da die Kitten meist erst ein paar Wochen alt sind bedarf es hier einer sehr, sehr zeitintensiven Betreuung.
Vorab: Es werden natürlich nur Kitten aufgenommen, die keine Mutter mehr haben, die sich um die Kleinen kümmern kann oder aber wo die Mutter ebenfalls eine Betreuung durch uns Zweibeiner benötigt.
Ein Kitten kommt selten allein und so sind pro Wurf teilweise bis zu 5 Kitten gleichzeitig auf Hilfe angewiesen.
Die Tierschützer nehmen diese dann auf und das heißt in der Regel alle paar Stunden mit einer Spezialmilch füttern und das Nest sauber machen. Den Kitten helfen ihr großes und kleines Geschäft zu verrichten und wieder füttern. Dann beginnt alles wieder von vorn. Oft bekommen die Kitten noch eine Wärmflasche in ihr Nest gelegt. Und wenn die Helfer vor Ort direkt mehrere Würfe bei sich aufnehmen, kann sich jeder denken, wie viel Zeit noch für andere Dinge bleiben.
Wenn die Kitten alt genug sind, können diese vermittelt werden.
Und auch hier heißt es: Jeder Cent hilft!

Mir kommt immer wieder die Frage auf, wann schlafen die Tierschützer eigentlich?

Ich habe hier nur über drei Punkte gesprochen, aber allein da füllt sich nicht nur der Tag, sondern gefühlt eine Woche, dennoch stehen diese Menschen jeden Morgen auf und geben ihr bestens und tun ihr möglichstes für die Tiere!
Ich kann für mich sagen, dass ich einen Riesenrespekt habe und ich mir wünsche, dass diese Arbeit viel mehr geschätzt und gewürdigt wird!

Danke an alle Helfer und Tierschützer vor Ort! Ihr seid klasse und ohne euch wäre das alles nicht möglich!


Max und Angie - Mai 2023